Eine alte Emotion kommt auf Besuch?

Wie Du Dich von unerfreulichen Emotionen leichter verabschieden kannst

Ehrlich gesagt, überlege ich ja öfter mal, was mit mir so los ist - natürlich freundlich und zugewandt. Ich hab mich gefragt, warum ich mich an bestimmte Begebenheiten kaum erinnern kann - also möchte. Dabei ist mir aufgefallen, dass das meist Situationen waren, in denen ich mich nicht besonders wohl gefühlt habe - so Streitgespräche, in denen ich mich zurückgehalten habe, den Konflikt galant ins Leere habe laufen lassen…

Ich hatte es mir geradezu zur Gewohnheit gemacht, negative Emotionen zu unterdrücken. Das war einfacher, als dass ich mich unnötig mit Sachen stresse. Allerdings kommen diese verdrängten Emotionen meist an anderer Stelle immer wieder zum Vorschein. Meine Freunde fragen mich dann: „Was ist plötzlich mit dir los, Henri?”. Ich antworte „Keine Ahnung, woher das kommt.” Im Nachhinein fühlt sich das fast immer blöd an. Ich frage mich, wann habe ich mir das angewöhnt? Und kann ich mir das auch wieder abgewöhnen?

Emotionen sind mit Erfahrungen verknüpft

Emotionen - vor allem die negativen - stammen wohl zu 90% aus unseren frühen Kindertagen. Da waren wir von der Fürsorge unserer Altvorderen abhängig und haben ihr Verhalten damals aus unserer „bedürftig-egozentrischen” Perspektive betrachtet. Gab es etwas, das unser Wohlsein gestört hat, haben wir die Erinnerung an diese Situation als wieder abrufbares Gefühl gespeichert. Das Wiederabrufen des Gefühls in scheinbar ähnlichen Situationen machen wir so lange, bis wir uns dessen bewusst werden.

Bewusstseinsarbeit ist genau das, was der Name uns sagen will: ich ARBEITE mit meinem BEWUSSTSEIN.

Na gut. Wir wissen ja, dass wir alles mögliche verdrängen. Das Dumme ist nur, dass wir uns die Chance entgehen lassen, Emotionen, Gedanken, Gefühle aus der Vergangenheit zu überprüfen, sie auf die interne Bühne zu bitten. Wenn eine Emotion im Anflug ist, haben wir eher den Reflex, sofort eine „ganz wichtige Sache” machen zu müssen, uns abzulenken = die Emotion zu verdrängen.

Alte Emotionen kommen dann immer öfter an die Oberfläche. Wir können wieder unsere „ganz wichtige Sache” machen, oder wir sagen: „Wunderbar, dass Du da bist!” Denn dann können wir unsere von uns selbst erschaffene Emotion näher betrachten. Beim näheren Betrachten löst sie sich meist in Luft auf.


Die meisten Emotionen stammen aus den frühen Tagen unserer Kindheit.

Gebe ich einer unerfreulichen Emotion etwas Zeit und schenke ihr meine Aufmerksamkeit, ist sie eigentlich schon zufrieden und haut wieder ab.

Wenn uns klar wird, dass die Erfahrungen und damit verbundene Gedanken, die die Emotion erschaffen haben, von einem Kleinkind stammen, wird uns bestimmt ganz warm um's Herz. Wir empfinden vielleicht Empathie mit uns selbst, werden zum Selbstliebhaber. Wir hören unserer inneren Stimme aufmerksam zu und es zeigt sich schnell, dass alles halb so wild ist. Im selben Moment wandeln sich auch unsere Gedanken und Gefühle.

Der Trick besteht darin, die Emotion gewähren zu lassen

Halten wir das unangenehme Gefühle einen Moment lang aus, kommt uns unser Verstand zuhilfe. Wir können die alten Irrtümer unserer kindlichen Beobachtung korrigieren, indem wir sie Vernuft gesteuert neu interpretieren. Dazu sind wir heute deutlich besser in der Lange, als in unseren frühen Tagen. Die Emotion „fühlt sich beachtet” und kann in Frieden gehen. Wir verabschieden sie noch freundlich und sind gespannt, ob und wann wir sie „wiedersehen”.

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