„Was hast du gerade gesagt?”
Wer gut zuhört, beweist emotionale Intelligenz und Empathie. Das Zuhören wäre eine der am meisten unterschätzten Fähigkeiten in der Kommunikation, hieß es im Artikel. Ich höre meist ganz gut zu, schweife aber immer dann ab, wenn mein Gegenüber nur Negatives vermeldet oder mir irgendwelche Du-Botschaften an den Kopf knallt, ohne die gesamte Situation im Blick zu behalten. Im Alltagsleben wird generell nicht einheitlich zugehört, hieß es in dem Artikel weiter: Neben dem „Weghörer” treffen wir in Gesprächen auf den „selektiven Zuhörer”, den „bewertenden Zuhörer” oder im Idealfall auf den „emphatischen Zuhörer”. Naja, Letzterer ist natürlich der Beste von allen 😉
Wir passen nicht immer auf
Eine weit verbreitete Art des Zuhörens lernen wir spätestens im Frontalunterricht an der Schule kennen. Vorn steht jemand, schreibt etwas an die Tafel und spricht dazu. Unsere Aufmerksamkeit gleitet zum Geschriebenen an der Tafel, zu unserem Banknachbarn und dessen Aufzeichnungen, von dort zur Uhr, dann zurück zur Tafel, um schließlich auf der Augenbraue des Sprechenden zu landen. Nicht viel anders geht es uns im 1:1-Gespräch. Entweder wir hören wir sehr genau hin (bei einer Gehaltsverhandlung, im Zwiegespräch in der Partnerschaft) oder wir lassen unsere Gedanken frei schweifen.
Das generelle Problem beim Zuhören ist: Wir benötigen nur circa 50 Prozent unserer Aufmerksamkeit, um das Gesagte zu erfassen. Die restlichen 50 Prozent stehen uns zur freien Verfügung.
Aufmerksamkeit zahlt sich aus
Zuhören ist die effektivste Methode, Gespräche zu lenken und zu führen. Deshalb schauen wir uns vier Arten Zuzuhören hier genauer an. Je nach Thema, Betroffenheitsgrad und aktueller Verfassung kann die Art des Zuhörens während des Gesprächs variieren:
I. Pseudozuhören
Ich bin nur wenig involviert und beschäftige mich parallel mit meinen eigenen Gedanken oder warte ungeduldig darauf, selbst das Wort ergreifen zu können. Im Stillen denke ich: „Das reicht mir an Info, ich weiß, was du meinst, jetzt bin mal dran mit Reden.” Begleitet wird das Pseudozuhören mit zustimmendem Kopfnicken, leichtem Vorbeugen und Luftholen, kombiniert mit der Floskel: „Ich verstehe…” Zum gegebenen Zeitpunkt übernehme ich das Gespräch und erläutere meine Sicht auf das Gesagte.
Pseudo-Zuhören - kein Bezug auf die Situation des anderen, keine Bestätigung, dass Gedanken nachvollzogen werden.
II. Aufnehmendes Zuhören
… ist die nächste Stufe, die die Bezeichnung „Zuhören” erst verdient. Beim aufnehmenden Zuhören widme ich meine Aufmerksamkeit voll und ganz meinem Gegenüber. Das signalisiere ich durch kontinuierlichen Blickkontakt und Kopfnicken, was gleichbedeutend ist mit „Das, was du sagst ist bei mir angekommen.” Dabei zeigt auch meine Körpersprache (Mimik und Gestik), wie ich zu dem Gesagten stehe. Aufnehmendes Zuhören kann auch als „teilnahmsvolles Schweigen” beschrieben werden: Ich halte meinen Mund und lasse den anderen ausreden. Ich falle ihm nicht ins Wort und komme nicht zwischendurch mit eigenen Erfahrungen, die ich in einer ähnlichen Situation erlebt habe. Ich höre einfach nur zu.
Die große Kunst beim aufnehmenden Zuhören besteht darin, zu beobachten und nicht etwa ins „Gedankenlesen” zu verfallen.
III. Umschreibendes Zuhören
Indem ich das, was ich höre, mit eigenen Worten wiederhole, zeige ich Verständnis für die Situation meines Gesprächspatners. Ich bestätige ihn in seinen Gedanken und Gefühlen. Ich kann mit gut vorstellen, wie es ihm oder ihr gerade gehen mag. Dadurch wird meinem Gesprächspartner klar, dass ich ihm nicht nur zugehöre, sondern die wesentlichen Punkte auch verstanden habe.
Auch hier besteht die Herausforderung darin, dass ich mich mit einer eigenen Meinung, meinen Interpretationen und Bewertungen oder gut gemeinten Ratschlägen zunächst zurückzuhalte. Ich höre zu und sage, was ich den Worten entnommen habe.
Ziel des umschreibenden Zuhörens ist das Verstehen der Ansichten meines Gesprächspartners.
IV. Empathisches Zuhören
Die höchste Stufe des Zuhörens besteht darin, nicht nur den Inhalt des Gesagten aufzunehmen, sondern zugleich ein Gefühl dafür zu entwickeln, was den anderen emotional bewegt, was ihm besonders wichtig ist, wie ihm in der Situation zumute ist. Anders als beim umschreibenden Zuhören gebe ich die Aussage nicht vollständig wieder, sondern fasse in Worte, was gefühlsmäßig bei mir angekommen ist. Damit mache ich deutlich, dass ich bemüht bin, mich ganz auf den anderen einzustellen. Erst dadurch entsteht ein Klima der Verbundenheit und des Vertrauens.